KG Geras

KG Geras

Ansichtskarte von Geras etwa 1900

  1. Fläche: 869,3822 ha
  2. Seehöhe: 460 m

Daten von Statistik Austria (hier klicken!)

Geras ist uralter Siedlungsboden. Die Bedeutung des Ortes ist untrennbar mit dem Prämonstratenser-Stift verbunden. Mit dessen Gründung 1153 trat auch der Ort in die Geschichte ein. Diese Geschichte widerspiegelt die Landesgeschichte: Ottokar gegen Rudolf (1278), die Hussiten (1419 - 36), der 30-jährige Krieg, der österreichische Erbfolgekrieg 1742, Kaiser Josephs II. Reformen, der preußisch-österreichische Krieg 1866, der 2. Weltkrieg und die Besatzung - all diese Stationen mit teils totalen Zerstörungen prägten Geras.

Staderhebungs-Gesuch vom 28. Jänner 1928 im original Wortlaut:

An die hohe n.ö. Landesregierung!

Der Gemeinderat Geras hat in seiner Sitzung vom 28.1.1928 den einstimmigen Beschluß gefasst, um die Erhebung des uralten Marktes Geras zur Stadt anzusuchen uzw. mit folgender Begründung:

In letztzer Zeit wurden eine Reihe von Märkten mit dem Sitze eines Bezirksgerichtes zur Stadt erhoben, sodaß der Markt Geras als Mittelpunkt des Bezirkes nicht zurückgesetzt werden kann.  Geras ist einer der ältesten Märkte Niederösterreichs, ist Sitz der Ämter und besaß schon lange vor Errichtung des Bezirksgerichtes eine alte Gerichtsbarkeit. Der Markt selbst ist im steten Aufblühen begriffen, entwickelt eine rege Bautätigkeit und zählt schon über 700 Einwohner. Außer mehreren Gasthöfen besitzt der Markt 2 Hotels und städtische Geschäftshäuser und die Bevölkerung ist auch zumeist eine sogenannte ländlich städtische. Fast alle Intelligenzberufe sind im Markte vertreten, ein Rechtsanwalt, ein Notar, bei mit größerem Kanzleibetrieb, 2 Tierärzte, ein Arzt und ein Zahnarzt, ein Geometer u.s.w. Geras ist ferner der Sitz der Bezirksbauernkammer, des Fürsorgerates, des Bezirksausschusses, der Berufsvormundschaft, einer Finanzabteilung, des Tabakhauptverlages und eine Privatbürgerschule und ein Privatuntergymnaium.

Der Markt, der seit jüngster Zeit auch mit elektrischem Licht und Wasserleitung versehen ist, ist schon seit 30 Jahren eine der beliebtesten Sommerfrischen, deren Besuchern bei den nahen Wäldern, reichlichen Badegelegenheiten und den schönen Ausflügen in die Umgebung gründliche Erholung finden, von Touristen wird Geras besonders gerne und zahlreich besucht. Geras hat zwei Bahnstationen, die Station Geras-Kottaun und die Station Hötzelsdorf-Geras, mit der es wie mit der Schnellzugstation Sigmundsherberg durch eine Autobuslinie verbunden ist. Geras ist aber auch dadurch ausgezeichnet, daß der Markt das einzige Prämonstratenser Stift von Niederösterreich besitzt, das schon um das Jahr 1153 in der Geschichte erwähnt wird. Das Stift war in alter Zeit Kulturträger für eine großen Teil des Waldviertels und eine Reihe von später entstanden Gemeinden verdanken dem Stifte ihre Entsteheung. Das Stift besitzt eine überaus reiche alte Literatur, welche über die Bedeutung des Stiftes und Marktes in geschichtlicher Hinsicht eingehende Aufschlüsse gibt. Die zahlreichen Quellen, die über die seinerzeitige Bedeutung von Geras zu berichten wissen, finden sich in der österr. Kunst-Topographie und in verwandten Werken.

Der Markt, wie das Stift hatten schon in alter Zeit landesfürstliche Privilegien, es durften bestimmte Handwerker gehalten werden und es war die Abhaltung von 2 Jahrmärkten (Gründonnerstag und Mariaheimsuchung) sowie eines Viehmarktes am 20. jedes Monates gestattet.

Markt wie Stift wurden durch kriegerischen Ereignisse König Ottokars arg gefährdet und unter Abt Konrad (1280 bis 1294) wurden Ort und Kloster ganz verwüstet. Auch durch die Hussitenkriege wurden sie sehr in Mitleidenschaft gezogen.

Im Jahre 1619/20 wurde ganze Markt Geras ein Opfer der schrecklichen Kriegsfurie und dieser und das Stift durch die Mannsfeldschen Truppen derart zerstört, daß nicht ein Stein auf dem anderen blieb. Erst 1627/28 konnten Markt und Stift durch die Unterstützung Kaiser Ferdinands I. und des Abtes von Strahow Kaspar Graf von Questenberg sowie der n.ö. Landesverwaltung wiederhergestellt werden. In kurzer Zeit hatten sich Markt und Kloster, dessen Geschicke, wie die Geschichte lehrt, immer eng miteinander verbunden waren, zur neuen Blüte erhoben.

Geras feiert im heurigen Jahr das Jubiläum der vollendeten 300 Jahre seiner Wiederherstellung und die schönste Krone dieses Jubiläums wäre die Erhebung des alten Marktes zur Stadt, welche von der gesamten Bevölkerung der hiesigen Gegend gewünscht wird und auf das freudigste begrüßt werden möchte.

Und so wagt es denn endlich auch die Gemeinde Geras an die Vertreter der hohen n.ö. Landesregierung die ganz ergebene Bitte zu stellen, diesem schon längst berechtigtem Ansuchen zu entsprechen.

Die Marktgemeinde  G e r a s  stellt dieses Ersuchen nicht etwa deshalb, weil in letzter Zeit auch Orte von geringerer historischer und wirtschaftlicher Bedeutung als Geras zur Stadt erhoben wurden, sonderen weil bereits von altersher kleinere Orte der Umgebung, wie Hardegg, Schrattental etc. die Stadtbezeichnung führen, ohne auf eine ähnliche rühmliche Vergangenheit und gegenwärtige Bedeutung verweisen zu können.

 

Kurzer Auszug aus einem Schreiben der NÖ Landesregierung vom 17. September 1928:

Zu dem Ansuchen der Gemeinde wird bemerkt:

Die Gemeinde Geras zählt derzeit 652 Einwohner und 104 Häuser. Sie ist Sitz des gleichnamigen Bezirksgerichtes, eines Bezirksstraßenausschusses, eines Bezirksfürsorgerates, eines Gendarmeriepostens, einer Bezirksbauernkammer, einer Herberge für Arbeitssuchende, eines Post- u. Telegrafenamtes und einer Berufsvormundschaft. An Unterrichtsanstalten besitzt die Gemeinde eine zweiklassige Volksschule, eine Privatbürgerschule und eine Privatgymnasium.

Die Gemeinde ist Eisenbahnstation .........

Die historische Bedeutung des Ortes liegt in jener des Prämonstrenserstiftes, welches um 1155 von den Herren von Pernegg (Verwandte der Babenbergischen Markgrafen) gegründet und für die Kolonisation des umliegenden Gebietes von großer Bedeutung wurde. Vorher allerdings bestand wohl schon der Ort Jerus, welcher auf frühere slawische Siedler hindeutete. Neben den Grundhelden siedelten sich die Handwerker an, welche das Stift laut Privileg von 1417 halten durfte (Schneider, Binder, Schmiede). Im Jahre 1531 findet sich zum erstenmal die Bezeichnung Markt.

Im Jahre 1795 zählte der Markt 69 Häuser, im Jahre 1823 - 70, im Jahre 1870 - 86 und seit dem Jahre 1923 - 104 Häuser. Die Einwohnerzahl stieg von 452 im Jahre 1853 auf 652 in den Jahren 1923 bis 1928.

Die Direktion der n.ö. Landessammlungen spricht sich nicht für die Stadterhebung aus, weil weder die historische Vergangenheit noch die Bedeutung in der Gegenwart irgend einen Grund für die Erhebung des Marktes zur Stadt ergeben.

Das Präsidium des Oberlandesgerichtes Wie, das Bundesamt für Eich- u. Vermessungswesen in Wien und die Finanzladesdirektion in Wien erheben gegen die Stadterhebung keine Einwendung.

Laut Bericht der Bezirkshauptmannschaft Horn obwaltet gegen die Gesuchsgewährung kein Bedenken und hat Geras durch das dort befindliche Prämonstratenserstift eine historische allgemeine Bedeutung.

Die Landesregierung schließt sich trotz der verhältnismässig geringen Einwohnerzahl der Gemeinde dem Standpunkte der Bezirkshauptmannschaft Horn an und beehrt sich den Antrag zu stellen:

Der hohe Landtag wolle beschließen:

1.) Die Marktgemeinde Geras wird zur Stadt erhoben;
2.) Die Landesregierung wird angewiesen, wegen Durchführung dieses Beschlusses der Erforderliche zu veranlassen.

Der NÖ Landtag hat Geras am 26. September 1928 zur Stadt erhoben. 


Fleischhauer Josef Schmid - heute Haus Horner Straße 1
FleischereiSchmid.jpg


    

Bahnhof Geras - Kottaun 1910  

Bahnhof1910A.jpg

 

 

Tabak Trafik Ziering - heute Haus Horner Straße 6

 

Foto der Tabak Trafik Ziering heute Haus Horner Straße 6